ABSORPTIONSFÄHIGKEIT
Hinweise auf die Fähigkeit zur Versenkung finden sich in der östlichen Weisheitslehre bereits in den Yoga-Sutras von Patanjali. Der Weg zum Samadhi, dem inneren Zustand vertiefter Meditation, verläuft über verschiedene Stadien. Er beginnt objektgebunden und endet mit objektfreiem Samadhi. Das Ziel ist das reine Bewusstsein, die Transzendenz. In der westlichen Psychologie wird der Begriff verwendet, um Zustände zu beschreiben, in denen die Aufmerksamkeit völlig von einem Objekt eingenommen und alles andere ausgeblendet wird. Diese Fähigkeit wird auch als Selbsttranszendenz bezeichnet, die durch Meditation, in Abhängigkeit von der Intensität und Dauer der gewählten Meditationspraxis, entwickelt wird.
Dem liegt die Annahme zugrunde, dass mit der Schulung des inneren Beobachters/Zeugen der Unterschied zwischen dem Ich und dem Selbst deutlicher wahrgenommen wird. Meditierende erkennen das zum Ich alles gehört, was wahrgenommen, entdeckt und erfahren wird, womit sie sich beschäftigten und identifizieren, was sie umtreibt und bewegt. Es ist das Selbst was dies erkennt.
ACHTSAMKEIT
Innere Einstellung und Bereitschaft, das wahrzunehmen, was einem innerlich und äußerlich begegnet. Achtsamkeit kann in folgende Komponenten eingeteilt werden: achtsame Gegenwärtigkeit (Aufmerksamkeitskomponente), bewusstes Handeln und Erleben (Gegenteil des Autopilotmodus), Konzentration, nicht wertende Akzeptanz, kein „gut“ oder „schlecht“, „richtig“ oder „falsch“ etc. (kognitive Komponente), die Fähigkeit zur Benennung kognitiv-emotionaler Phänomene, das Annehmen von Empfindungen (Wahrnehmungskomponente), die Fähigkeit zur expliziten Wahrnehmung interner und externer Stimuli. Achtsamkeit kann als ein sich prozesshaft entwickelndes einsichtsvolles Verstehen begriffen werden, als innere Distanz.
ACHTSAMKEITSSCHULUNG IN DER GRUPPE
Gemeinsame Felderfahrungen, insbesondere durch die explorativen Phasen der Dynamischen Meditation (5 Phasen, 60 Minuten), schulen das Bewusstsein über Gedanken, Gefühle und Emotionen. Die intensive Vorbereitung mit Zeittakten von 3 x 10 Minuten verhindert, dass sich Übende zu sehr in latent vorhandene, Erinnerungen verlieren, die durch die Übung an die Oberfläche treten können. Da die 3. Phase zentriert und erdet, können sich Übende voll auf das Ausatmen und die Katharsis einlassen. Der Meditationsweg (1-3) wirkt daher nicht beängstigend, sondern befreiend. In der vierten Phase (15 Min.) wechselt der Modus in Empfangen. Hier sind mystische Einheitserfahrungen u.a. möglich, die in der fünften und letzten Phase in das Alltagsbewusstsein geführt werden. Dabei geht es um Entwicklung des Beobachterbewusstseins.
ACHTSAMKEITSTRAINING
Achtsamkeit dient uns allen. Für Therapeuten (Psychologen, Gestalt- oder Atemtherapeuten, Heilpraktiker u. ist sie eine Kernkompetenz. Die mit steigender Meditationspraxis erworbene Qualität des In-der-Welt und In-sich-Selbst-Seins kann mit verschiedenen Methoden geschult werden. Immer geht es darum, aus einer einmal gewählten Technik mittels kontinuierlicher Übungspraxis das Zeugenbewusstsein zu aktivieren und dauerhaft zu verankern.
ATEM
Die Atmung ist ein besonders eindrucksvolles Beispiel leib-seelischer Verkoppelung, da dieser Vorgang sowohl körperlichen wie emotionalen „Interessen“ des Gesamtorganismus dient. Sie sichert somatisch gesehen den Gasaustausch und somit den Stoffwechsel. Gleichzeitig stellt sie die primäre Beziehung des menschlichen Individuums zur Außenwelt her. Die Atmung steht dem Bewusstsein des Menschen nahe und kann auch physiologisch innerhalb gewisser Grenzen bewusst gesteuert werden (Anhalten des Atems oder forcierte Atmung). Dazu gesellen sich un- oder halbbewusste Einflüsse. Emotionen beeinflussen den normalen und pathologischen Atemvorgang wesentlich. Auch unsere Sprache bedient sich in weitgehender Weise der Atmung. Sie ist wesentlich an der Gestaltung der Individualität und Klangfarbe des menschlichen Ausdrucks beteiligt.
BEOBACHTERBEWUSSTSEIN
Im menschlichen Körper sammelt sich die feinstoffliche Energie zwischen den Augenbrauen – Sitz des Dritten Auges. Dieses Gehirnzentrum befindet sich im Bereich der Hypophyse. Hier ist die Energie gebündelt, die es uns ermöglicht, klar zu denken und bewusst zu handeln. Wir verfügen über eine gute Intuition. Diese geistige Essenz spiegelt sich im Alltagsbewusstsein im Strahlen der Augen wieder. Eine der grundlegenden Praktiken besteht darin, für eine Umwandlung der Energie zu sorgen, die für die Transformation feinerer Energien erforderlich ist, die für eine größere Bewusstheit sorgt. Inwieweit das gelingt, hängt auch davon ab, ob die Übenden eine Verbindung mit dem Solarplexus und dem Unterbauch aufrechterhalten und verstärken können. Mit fortlaufender Praxis können wir immer mehr den unaufhörlichen Fluss der Gedanken, den Atem, die Stimmungen und Emotionen besser beobachten, aus automatischen Handlungen aussteigen und unseren Atem bewusst lenken. Wir kommen mehr und mehr im Jetzt an.
DAS SPIRITUELLE FELD
Der spirituelle Muskel – das Zwerchfell. Bereits in der griechischen Philosophie wird das Zwerchfell als Sitz der Seele benannt. Eine kuppelförmige, große Muskelplatte, die nach oben gegen die Brusthöhle gerichtet und an den untersten drei Rippen des Rippenbogens angewachsen ist. Sie trennt bzw. verbindet Brust- und Bauchraum. Sie verfügt über Öffnungen für den Durchtritt der Speiseröhre, die alle Organe mit Blut aus dem Herz versorgt, und liegt auf der Leber, den Nieren und dem Magen, sodass durch die Atembewegung auch alle Organe massiert werden. Die Kontraktion und das Entspannen des Zwerchfells wirken sich positiv auf unsere psychische und physische Gesundheit aus.
EKSTASE
Bezeichnet eine Veränderung des Bewusstseins (Zustand) hin zu höchster Hingabe und höchstem Aufnahmevermögen. Der Begriff kennzeichnet die subjektive Fähigkeit des Aus-sich-Heraustretens (griechisch: èkstsis). Die Erfahrungen reichen vom einfachen Gefühl des Wohlbefindens bis zur Ekstase und mystischen Zuständen. Hingabe und Verschmelzung führen zu einem Gefühl der Einheit von Geist und Körper. Damit geht ein Gefühl der Gegenwart von etwas Anderem, Größerem oder einer unsichtbaren Kraftquelle von außerhalb einher. Parallel dazu kommt es zu einer gesteigerten Wahrnehmung, Wachheit und Energetisierung. Die räumliche und zeitliche Wahrnehmung verändert sich.
EMOTIONEN
Emotionen haben eine Stärke (viel–wenig) und eine Valenz (gut–schlecht bzw. positiv–negativ); einen kognitiven, einen qualitativ-gefühlsmäßigen und einen körperlichen Aspekt, bei dem sich Ausdruck, )Bewegung und Effekte des unwillkürlichen (autonomen) Nervensystems (einschließlich des Hormonsystems) unterscheiden lassen (Sigel 2007). Akute emotionale Erregung kann dazu führen, dass wir bestimmte Dinge besser behalten, da Aufregung wegen der starken emotionalen Beteiligung mit einer erhöhten Wachheit gekoppelt ist. Spätestens durch den Bestseller „Emotionale Intelligenz“ (Goleman 1995) wird dieses Thema auch in der Öffentlichkeit zunehmend diskutiert.
EMOTIONSREGULIERUNG
In der Fachwelt, der Verhaltensmedizin, der Psychotherapie und der Psychiatrie wird der Umgang mit Emotionen immer bedeutsamer. So führt das Unterdrücken bereits erlebter Emotionen in Ausdruck und Verhalten zu Erkrankungen. Das kognitive Neubewerten dagegen beeinflusst das Gefühlserleben und die physiologischen Reaktionen positiv. Hier nimmt die westliche Wissenschaft die östliche Weisheitslehre auf, nach der mittels Meditation ein heilsamer Umgang mit Emotionen (Ausstieg aus leidvollen Zuständen) gesucht wird.
KATHARSIS
Der Begriff bezeichnet in der Psychologie, dass das Ausleben innerer Konflikte, verdrängter Emotionen und Körperpanzerungen zu einer Reduktion der Konflikte und zu einer Harmonisierung der Gefühle führt. In Bezug auf die zweite Phase der Dynamischen Meditation geht es auch um die Exploration gefühlter Inhalte, so wie sie sich im jeweiligen Moment zeigen. Das müssen nicht zwangsläufig nur belastende Inhalte sein. Im Laufe der Praxis ändert sich das jeweilige Erleben. In der Meditation und der Atemtechnik hilft Katharsis, Gefühle in Begleitung und im Kontakt zum Therapeuten auszudrücken. Sie werden ausagiert (entladen), bis die Energie in dem blockierten Gebiet wieder frei fließen. Damit steht die Energie dem inneren Wachstum zur Verfügung.
KATHETIX/INTEGRATION
Mit diesem Begriff ist das zielgerichtete Andocken von Gefühlen an das Ich und das Schmelzen von Emotionen in Richtung Essenz gemeint.
KOHÄRENZ
Kohärenz impliziert eine innere Berührung derjenigen Hirnareale, die für die tiefsten Erfahrungen von Verbundenheit zuständig sind. Hier liegt der Wert der Aktiven Meditationen, denn Bewegung stellt auf der körperlichen, emotionalen und mentalen Ebene eine bewusste und aktive Einmischung in die neurologischen Netzwerke unseres Gehirns dar. Dieser Vorgang ist für die Ausschüttung von Neurotransmittern wie Serotonin und Dopamin zuständig, erzeugt Kohärenz und Glück.
LEBENSENERGIE/KRAFT
In der indischen oder chinesischen Kultur wird der Atem als Brücke angesehen, um mit einer höheren Lebenskraft in Verbindung zu treten. Die Inder nennen diese Energie Prana und die Chinesen Chi. Die Existenz dieser Energie, mit der jeder sein körperliches und seelisches Wohlbefinden steigern kann, wird im Osten, obwohl sie weder sicht- noch messbar ist, nicht angezweifelt. Der Zustand des Wohlergehens wird demnach maßgeblich von der Kraft der Erde, der feinstofflichen Energie der Natur (Kosmos) und der Kraft der Gestirne (Universum) beeinflusst.
Die drei Kräfte manifestieren sich im Körper und nehmen dort unterschiedliche Energien an. Das heißt, ohne es bewusst zu realisieren, nehmen wir diese Kräfte aus der Natur, der Erde und der Luft über die Haut und die Chakren auf. Bei den Übungen und in der Meditation geht es darum, sich diese Energien zunutze zu machen, indem sie umgewandelt werden. Umwandlung findet in den Hauptenergiezentren, im Gehirn (Intuition/das Dritte Auge), Solar Plexus (Sitz der Emotionen) und dem Unterbauch, statt. Ein gutes Energiefeld im Unterbauch erleichtert die Umwandlung der anderen Energien. Nach der indischen Lehre liegt hier die Kundalini-Energie als schlafende Schlange, die durch Meditation geweckt durch die Chakren geleitet wird. Das Zentrum zieht Energien von außen an und transformiert sie. Je bewusster man sich dieses Energiereservoirs ist, desto balancierter fühlt man sich. Es entsteht ein Gefühl, in der eigenen Mitte zu sein.
MEDITATION
Meditation kommt in verschiedenen Kulturen vor und wurde zu allen Zeiten angewandt. Dementsprechend sind viele Verfahren bekannt. Zahlreiche Meditationstechniken haben ähnliche Merkmale oder streben ähnliche Effekte an.
Meditation ist ein Zustand des Seins, in den Meditierende durch Rückhaltlosigkeit und Hingabe an die Praxis und damit den Weg hineinwachsen. OSHO zufolge ist das ein Zustand in den Übende heranreifen. Er wird als qualitativer Daseinszustand bezeichnet der das bekannte Alltagsbewusstsein übersteigt. Indikatoren für einen meditativen Bewusstseinszustand sind Stille, Frieden, Liebe, Mitgefühl, Glück oder auch grundlose Freude (Kornfield, J. 1995/2005). Meditation ist der Schlüssel zum essentiellen Selbst. Meditation steht im Dienst des Lebens. Dabei handelt es sich um aktive, interaktive, stille, bzw. bewegte, Aktive oder passive Formen, Methoden oder Techniken.
Meditation lat. Meditatio = sich versenken, auf die Mitte ausrichten
Die Mitte ist der Kern dessen, was uns ausmacht. Die Mitte ist symbolisch verstehbar als unser innerer Schwerpunkt. Diesen inneren Schwerpunkt, durch Hineinspüren in den eigenen Körper zu entdecken erfordert kontienuierliche Übung. Das Bewusstsein muss in anderer Weise ausgerichtet werden als in unserem Alltag, indem wir unsere Aufmerksamkeit normalerweise weniger nach innen als vielmehr nach außen – in unsere Umwelt richten. Auf das, was momentan um uns herum ist und geschieht. Zu allem Überfluss halten wir uns gedanklich gern in der Vergangenheit oder in der Zukunft auf. Im Außen sind wir handlungsorientiert. Im Inneren beobachten wir. Indem wir beim Meditieren den verschiedenen Empfindungen unserer inneren Lebendigkeit Achtsamkeit schenken, also bemerken, was sich innerhalb unseres Körpers beispielsweise an Bewegung und Veränderung fühlen lässt, können wir das harmonische Zusammenspiel der einzelnen Körperfunktionen und Organe, den Informations- und Gedankenfluss, den Energiefluss innerhalb des Körpers, deutlich fördern.
Indem wir zusätzlich außerdem bewusst auf die Zusammenhänge zwischen diesen inneren Prozessen und dem Geschehen außerhalb von uns, im Sinne der sogenannten doppelten Präsenz, achten, können wir leichter erkennen, was nötig ist, um mit den uns umgebenden Lebenswelten und –Bedingungen besser zurechtzukommen, psycho-mental gesund zu bleiben und uns spirituell zu entwickeln.
Meditation ist im Endeffekt ein Zustand der sich deutlich vom Alltagsbewusstsein unterscheidet. Meditation ist ebenso eine Methode oder eine Technik und ein Weg zu seelischer Gesundheit, Selbstvertrauen und innerer Stärke. Die Integral-Aktiven Meditationen führen über den Körper, Bewegung und Lösen emotionaler Hemmungen in die innere Mitte. Die Kombination von Bewegung und Stille machen es uns leichter, unsere Essenz zu erfahren. Zahlreiche OSHO–Meditationen dauern 60 Minuten. Innerhalb einer Übungsstunde reisen wir mittels einer Meditation auf einem Weg an den Ort in uns, der schon immer zu uns gehört hat. Einen Platz, den wir kennen, nach dem wir uns sehnen und an den wir in der Meditation zurückkehren suchen.
NEUROPLASTIZITÄT
Die intensive Nutzung einer Hirnfunktion führt zu einer Zunahme grauer Substanz in den jeweiligen beteiligten Hirnregionen. Meditation fördert diese Entwicklung. Das menschliche Hirn ist demnach ein Trainingsorgan, Aufmerksamkeit sein Werkzeug und der innere Zeuge / Beobachter die alles akzeptierende zu schulende Instanz. Mittels bildgebender Verfahren lässt sich die Neuroplastizität des Gehirns bis ins hohe Alter nachweisen. Anatomische Hirnveränderungen durch tiefe Erfahrungen (z. B. Meditation) können im Bild gezeigt werden. Worte und Gedanken, Suggestion und Autosuggestion, Meditation und Atemtherapie können synaptische Strukturen verändern und damit somatische Erkrankungen beeinflussen, die durch Stress und seelische Verletzungen entstanden sind. Vermutlich wird die Akzeptanz psycho-somatischer Heilmethoden in dem Maße höher, wie neurobiologisch plausible Modellvorstellungen über psycho-physische Wechselwirkungen erarbeitet werden. Psychophysische Interaktionen sind nicht nur psychosomatischer, sondern auch somatopsychischer Natur, da das Mentale und das Körperliche sich wechselseitig beeinflussen.
PRÄFRONTALER KORTEX
Die Bereiche im präfrontalen Cortex arbeiten wie ein Team zusammen. Sie alle sind für das verantwortlich, was wir Persönlichkeit nennen. Newberg et al. maßen 2003 und 2010 mit bildgebenden Verfahren den Blutfluss von meditierenden buddhistischen Mönchen und tief ins Gebet versunkenen Nonnen. In beiden Gruppen registrierten sie eine stärkere Aktivität im präfrontalen Cortex, dem Aufmerksamkeitszentrum direkt über den Augen. Körpergrenzen verflüchtigten sich und die Meditierenden wurden eins mit allem. Effekte die als ein universale Merkmale mystischer Erfahrungen die durch Meditation hervorgerufen werden können gelten. Gleichwohl ist eine spirituelle Erfahrung multidimensional und wird nicht nur in einem Areal im Gehirn hervorgerufen sondern ist mit zahlreichen Gehirnregionen verwoben, die für Perzeption, Kognition, Emotion, Körperpräsenz und Selbstbewusstsein zuständig sind.
Die erste Funktion, besteht in der Regulierung des Körpers. Vor allem über das autonome Nervensystem mit dem Sympathikus (aktiviert) und Parasympathikus (bremst). Durch das vom präfrontalen Cortex geführte Zusammenspiel der beiden wird die Balance unserer körperlichen Reaktionen gesteuert. Wir halten den Beschleuniger und den Bremser in einem guten Ausgleich. Ob du auf die Bremse trittst oder auf das Gaspedal, ist ganz entscheidend davon abhängig, mit welcher Einstellung zu dir selbst und zur Welt du unterwegs bist. Das zu erkennen, ist nicht nur für Eltern durch ihre Vorbildfunktion wichtig, sondern auch für Meditationslehrer von Bedeutung. „Wie das geschieht, lässt sich anhand eines kleinen Experiments zeigen: Wenn du deine Augen schließt, sagst du zu dir selbst ein paar Mal: ‚Nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein.’ Prüfe bitte dabei, was mit dir geschieht. Vor allem solltest du versuchen, den Unterschied zu erspüren, wenn du im zweiten Teil des Experiments im Stillen sagst: ‚Ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja.“ Wenn du bereit bist, öffne die Augen wieder. Hast du den Unterschied gespürt? Wie hat sich das Nein angefühlt? Deprimierend, deaktivierend, von Erstarren überlagert, eng? Und das Ja: Welche Qualität hat es? Öffnend, entspannend, warm?“ (Sigel 2013)
Die zweite Funktion ist die eingestimmte Kommunikation. Damit ist keine verbale Kommunikation gemeint, sondern das, was passiert, wenn sich zwei Menschen anschauen und sie sich der Resonanz bewusst werden, die bei ihnen durch den jeweils anderen ausgelöst wird. Es handelt sich dabei also um die Wahrnehmung eines nonverbalen Stroms von Energie und Information, wie er z. B. beim Blickkontakt entsteht. Diese Funktion ist zwischen Eltern und Kindern bedeutungsvoll. Eingestimmte Kommunikation ist das zentrale Merkmal, das Wohlbefinden überhaupt erst ermöglicht.
Die dritte Funktion, hat mit der emotionalen Balance zu tun, in der wir uns befinden und die wir aktiv regulieren können. Die mittleren präfrontalen Bereiche regulieren die limbischen und Hirnstammbereiche, in denen die Emotionen erzeugt und das Leben als bedeutungsvoll erfahren werden kann. Er reguliert die emotionale Balance und bringt die Emotionen in einen harmonisierenden, flexiblen, anpassungsfähigen Fluss. Gelingt das nicht, fallen wir zwischen den Polen Rigidität und Chaos von einem Extrem in das andere.
Die vierte Funktion, ist die Reaktionsflexibilität. Dabei wird die Art und Weise gesteuert, wie wir Energien und Informationen aufnehmen und wie wir darauf reagieren. Es geht primär um eine angemessene Reaktion, die wir aus unserer inneren Bildergalerie zur Verfügung stehenden Möglichkeiten wählen. Dabei geht es auch um Vermeidung von reflexivem, unangemessenem Verhalten.
Die fünfte Funktion, betrifft unsere Einsicht. Es ist das Zusammenführen von Landkarten der Vergangenheit mit Erfahrungen der Gegenwart in Bezug auf zukünftige Erwartungen. Damit ist der präfrontale Cortex ein Werkzeug zur Selbstreflexion.
Die sechste Funktion, bezieht sich auf Empathie. Der Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und zu fühlen, was in ihnen vorgeht. Wenn Eltern beispielsweise Einsicht in ihre eigene Biographie und ihr inneres Kind besitzen und gleichzeitig zu dieser reflektierten Wahrnehmung der inneren Welt ihres Kindes in der Lage sind, wird Bindung möglich. Eine Grundvoraussetzung für soziales Leben.
Die siebte Funktion, bezieht sich darauf, Angst zu verarbeiten und zu bewältigen. Wenn beispielsweise ein Trauma überwunden werden kann, werden von der präfrontalen Rinde verstärkt hemmende Verbindungen zu den emotionalen Zentren ausgebildet. Dadurch können Angst und Furchtreaktionen gemindert werden.
Die achte wichtige Funktion, liegt im Zugang zur Intuition. D.h. Energie und Information aus dem neuronalen Netzwerk, dass um das Herz und die inneren Organe herum angeordnet ist werden verfügbar. Es ist der mittlere frontale Cortex der die Informationen und die Energie liest. Metaphern aus dem Alltag, wie „Ich höre auf mein Herz“, „Du bist aber offenherzig“ oder „Ich höre auf mein Bauchgefühl“ sind demnach wissenschaftlich belegte neurobiologische Mechanismen. Es liegt an uns ob wir die gesamten Informationen unseres Körpers aufnehmen und verarbeiten, abwehren oder negieren – kurz Verstoffwechseln.
Die neunte Funktion, betrifft unser Moralgefühl. Das hilft uns dabei uns so verhalten, dass wir einem größeren sozialen Ganzen dienen, auch als Single. Alle neun Funktionen zusammen sind für unsere Persönlichkeit wichtig. Sie halten unsere psycho-mentale Gesundheit aufrecht. Die ersten sieben Funktionen entwickeln sich laut Hirn- und der Bindungsforschung mit und durch die Eltern-Kind-Entwicklung. Diese transgenerationalen Übertragungsprozesse lassen sich durchbrechen, wenn erwachsene Vorbilder sichtbar und erlebbar machen, was ihnen moralisches Empfinden bedeutet, welchen tiefen Sinn Mitgefühl und Empathie für sie haben, und wenn sie sich um Integration statt um Trennung bemühen. Ergebnisse der Hirn-, Bindungs- und Achtsamkeitsforschung zeigen: Eltern bringen mehr oder weniger bewusst die ersten sieben Funktionen hervor oder behindern sie.
Im Beobachtermodus, wird die Aufmerksamkeit von dem uns bekannten verinnerlichten Überzeugungs-muster abgelenkt, dass es ein Selbst gibt, das getrennt von anderen Personen ist. Die Soziobiologie hat in den letzten 30 Jahren den Nachweis erbracht, dass unsere Gene altruistisch sind. Die Orientierung auf andere hin und der innere Frieden, den wir dadurch erlangen, sind Teil unserer genetischen Ausstattung. (Wilson 1980)
SALUTOGENESE
Dies ist die Lehre von dem, was gesund macht, sie geht vom Positiven und nicht vom Negativen aus. Fähigkeiten, Ressourcen und Potenziale erhalten Beachtung. Dem liegt das Verständnis zugrunde, dass der Einzelne sich lebenslang auf einem Kontinuum zwischen den Polen Gesundheit und Krankheit bewegt. Verlässt er seine innere Mitte, gerät er in Disbalance. Die Menschen entwickeln ein Gefühl dafür, ihre Situation bewältigen und handhaben zu können. Außerdem erkennen sie einen Sinn hinter dem Geschehen. Der salutogene Ansatz ergänzt die Vision einer integralen Medizin, in der nicht das funktionale Bild, sondern die Lebensqualität im Mittelpunkt steht. Dies spiegelt sich in harmonischen Beziehungen und einem sozialen Umfeld wieder.
SALUTOGENESE / SOC / SENSE OF COHÄRENZ
Nach dem Konzept handelt es sich um eine Lebenshaltung, aus der heraus die Welt als zusammenhängend und sinnvoll erlebt wird (Antonovsky 1997). Diese geistige Haltung stellt eine wichtige Ressource für Gesundheit und Wohlbefinden dar. Gesundheit ist demnach ein dynamischer Prozess auf dem Krankheit-Gesundheits-Kontinuum. Das wird Kohärenzgefühl, bestehend aus den drei Komponenten Verstehbarkeit, Bewältigbarkeit und Sinnhaftigkeit, genannt. Demnach ist der Mensch Zeit seines Lebens Einflüssen und Prozessen ausgesetzt, die eine Bewegung auf dem Gesundheitskontinuum bewirken können. Diese Bewegung unterliegt einer geistigen Haltung, dem Bewusstsein.
SPIRITUELLE PSYCHOTHERAPIE
Spiritualität gilt in der Psychotherapie und Beratung zunehmend als anzustrebende Qualität. Daher beginnt eine stetig anwachsende Gruppe von Psychologen, Ärzten und Therapeuten selbst mit spirituellen Übungen bzw. will ihre Erfahrungen in Bezug auf ihre therapeutischen Möglichkeiten ausloten. Das kann etwa konkret heißen, dass sie ihren Patienten Meditationsmethoden vermitteln oder durch Fachkräfte vermitteln lassen. Dieser Wandel wird durch den gewonnenen intuitiven Zugang und tiefe transpersonale Erfahrungen gefördert. Im Ergebnis erhält ganzheitliches integrales Denken Vorrang vor dem analytisch-zergliedernden Denken. Diese neue Entwicklung, Spiritualität als eigenständige Komponente der Lebensqualität zu betrachten, wird auch von einer kulturübergreifenden WHO-Arbeitsgruppe eingeleitet.
TRANSPERSONALE PSYCHOLOGIE
Ende der 1960-Jahre entstand in USA die Forschungsrichtung der Transpersonalen Psychologie (TP). Ihre Begründer zu denen beispielsweise Stanislav Grof, Abraham Maslow, Robert Assagioli und Ken Wilber gehören, die der spirituellen Dimension der Seele eine zentrale Bedeutung beimaßen, ohne sich auf eine bestimmte religiöse Tradition festlegen zu wollen. Die TP will spirituelle und religiöse Erfahrungen in die Forschung und die therapeutische Behandlung integrieren. Begründet wird dies mit zahlreichen Erfahrungsberichten, nach denen das einzelne, individuelle Ich über sich hinaus zu weisen scheint und vielfältig verbunden ist. Dazu zählen insbesondere mystische Bewusstseinszustände, wie sie durch Meditation hervorgerufen werden können. In der TP geht es um die innere Erfahrung, darunter wird kognitiv-affektive Erkenntnis verstanden, die nicht unbedingt primär begrifflich oder kategorial ist. Erfahrung hat eine starke affektive Komponente, die dazu führt, dass die Erkenntnis stärkeres Gewicht erhält und auch entsprechend im Gedächtnis repräsentiert wird.
Außergewöhnliche Erfahrungen (Gipfelerfahrungen) sind solche, die in Art und Weise den Konsens unserer Alltagswirklichkeit verlassen. Spirituelle Erfahrungen sind Erfahrungen, deren Ursprung in der Beziehung zu einer absoluten, transzendenten Wirklichkeit verstanden werden, die aber nicht notwendigerweise im Rahmen traditioneller religiöser Systeme ausgedrückt werden. Innerhalb der TP steht das Interesse an Spiritualität als ein Erfahren der Wirklichkeit im Vordergrund, im Gegensatz zu den Dogmen eines religiösen Systems. Eng damit verbunden ist die Tatsache, dass Spiritualität aus einer eigenen Erfahrung entspringt, die eine Bedeutung für die individuelle Lebensgestaltung hat. Das Spektrum der Spiritualität und dazugehörender Praktiken reicht von den formal-kontemplativ-meditativen Techniken buddhistischer und hinduistischer Traditionen bis zu modernen aktiven Meditationsmethoden.
Diese Seite wird laufend ergänzt.